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Medikamentensucht und Tablettensucht - Hilfe, Information, Beratung - SuchtHotline München
Berge von Arzneimitteln werden jedes Jahr verbraucht, so viele, dass statistisch gesehen über 1.200 Tabletten, Kapseln, Tropfeneinheiten oder Löffel Saft pro Jahr von jedem Bundesbürger, ob Säugling oder Greis, konsumiert werden. Der größte Teil der Arzneimittel ist verschreibungspflichtig und wird von Ärzten im Bereich der ambulanten Versorgung eingesetzt, vielfach erfolgreich und zum Nutzen der Patienten, die trotz körperlicher Erkrankungen und Beeinträchtigung dadurch ein relativ beschwerdefreies Leben führen können.
Ein nicht unerheblicher Teil der Arzneimittel jedoch ist auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich und wird oft in Selbstmedikation eingenommen. Viele Medikamente werden allzu häufig ohne medizinische Notwendigkeit über einen längeren Zeitraum eingenommen - sei es nun mit oder ohne ärztliche Verschreibung -, zu dem Zweck, um fit zu werden für die Anforderungen, die Privat- und Arbeitsleben stellen, den Stress des Alltags fern- bzw. aushalten zu können, die Nerven zu beruhigen, Schlaf zu ermöglichen, die Funktionsfähigkeit des Darms, ja des gesamten Körpers aufrechtzuerhalten, und vieles mehr.
Neben den Schmerzmitteln, die oft Codein als anregenden und abhängigkeitsfördernden Zusatz enthalten, sind es vor allem die Schlaf- und Beruhigungsmittel, die Abführmittel und die Appetitzügler, die Wirkstoffe enthalten, mit denen sich Gewöhnung und Abhängigkeit einstellen können. Das Gleiche gilt für hochprozentige Melissengeiste und andere pflanzliche Arzneien, die oft in Alkohol gelöst sind. Die Werbung für alle diese Arzneimittel gaukelt vor, dass man Gesundheit und Wohlbefinden kaufen und schlucken könnte und erweckt allzu leicht den Eindruck, dass dieses Arzneimittel ein Hilfsmittel sei gegen den Stress, die Überforderung, das Alleinsein, gegen Schlaflosigkeit, Müdigkeit oder Ängste.
Häufig wird der Eindruck erweckt, dass die Einnahme dieses Mittels auf schnelle und einfache Weise - und dabei auch noch ohne Nebenwirkungen - zu einer Persönlichkeitsveränderung führt. Man erhofft sich, ausgeglichener, leistungsfähiger, fröhlicher zu sein - dies ist jedoch in zweierlei Hinsicht eine Illusion. Grundsätzlich kann man sagen: Ohne Nebenwirkungen auch keine Hauptwirkung! Alle, selbst die frei verkäuflichen Medikamente, haben Nebenwirkungen. So tritt z.B. bei regelmäßigem Gebrauch von Abführmitteln oft Kaliumverlust ein, dadurch eine weitere Abnahme der Darmbewegungen und damit Anlass für noch mehr Abführmittel. Bei längerer Einnahme von Schmerzmitteln können Nierenschäden entstehen, Kopfschmerzmittel können selbst Kopfscherzen auslösen und anderes mehr.
Das größte Problem bei regelmäßiger und längerfristiger Anwendung von Medikamenten ist die Gewöhnung des Körpers an diesen Stoff und die Entstehung von Abhängigkeit. Dies betrifft alle vorher genannten Mittel, also Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Appetitzügler und Abführmittel, sowie einige Migränemittel, einige Tranquilizer und einige Narkosemittel (bei den letztgenannten kommt es auf die genaue Zusammensetzung an).
Gewöhnt sich der Organismus an diesen Stoff, braucht er immer mehr davon, damit die gewünschte Wirkung eintreten kann, die Wirkung lässt immer mehr nach und tritt schließlich überhaupt nicht mehr ein - oft wird dann ein zweites, ebenfalls suchterzeugendes Mittel zu Hilfe genommen, also noch zusätzlich konsumiert, der Kreislauf der Sucht schließt sich.
Die Arzneimittelabhängigkeit ist eine stille Sucht: Medikamente riechen nicht wie Alkohol, sie machen den Menschen nicht laut und unangenehm und sie sind heimlich und unauffällig einzunehmen. Und wenn einem jemand bei der Einnahme beobachtet, gibt es immer einen plausiblen Grund: Der Arzt oder die Ärztin haben sie ja aufgrund von Krankheitssymptomen verordnet.
Die Beipackzettel von Arzneimitteln, die abhängigkeitserzeugend sein können, warnen inzwischen meist deutlich vor längerem fortgesetztem Gebrauch und fordern dazu auf, den therapeutischen Nutzen gegen das Risiko von Gewöhnung und Abhängigkeit abzuwägen. Beachten Sie solche Hinweise und sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie unsicher sind, ob die von Ihnen eingenommenen Arzneimittel zum Missbrauch verleiten oder zur Abhängigkeit führen können. Setzen Sie vor allem Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Psychopharmaka nach längerer Einnahmedauer nie abrupt ab, weil es dann zu gefährlichen Entzugserscheinungen kommen kann. Diese Mittel müssen langsam und unter ärztlicher Aufsicht "ausgeschlichen" werden. Dabei wird die Dosis immer mehr verringert - oftmals ein Prozess, der Monate dauert und in manchen Fällen sogar eine stationäre Behandlung notwendig macht. Wenden Sie sich an einen Arzt Ihres Vertrauens und an eine Suchtberatungsstelle, wenn Sie von einem solchen Medikament abhängig sind und davon loskommen wollen.
Versuchen Sie ansonsten bei Alltagsbelastungen auch ohne Arzneimittel auszukommen, andere Möglichkeiten zu finden, Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen - Entspannungsübungen, ein Beruhigungstee oder sportliche Betätigungen sind oft bessere Hilfen als Arzneimittel, die zwar kurzfristig helfen, langfristig aber unter Umständen zu einem echten Problem führen, nämlich in die Abhängigkeit.
Falls Sie als Selbstbetroffener oder Angehöriger noch weitere Fragen zum Thema „Medikamentenabhängigkeit" haben, wenden Sie sich bitte an Ihre nächstgelegene Hotline oder Beratungsstelle (www.suchthilfeverzeichnis.de). Sie erhalten spezielle Informationen und können Ihre persönliche Situation mit jemandem besprechen, der versuchen wird, mit Ihnen gemeinsam einen Weg zu finden. Auch kann Ihnen hier eine Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe genannt werden.
Hilfe und Beratung bei Medikamentenabhängigkeit - SuchtHotline München
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